Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich lieber im Bett bleiben würde ... alles erscheint mir sinnlos und grau, jede Tätigkeit fällt schwer ... wem geht es noch so und was tut ihr dagegen?
Wenn die Tage kürzer werden und draußen die Temperaturen wieder langsam sinken kommen viele Menschen nur schwer aus dem Bett, sie fühlen sich tagsüber ausgelaugt und matt. Wird das Sonnenlicht im Herbst langsam weniger, kommt es bei viele Menschen zu den ersten Anzeichen einer saisonal abhängigen Depression (SAD, Seasonal Affective Disorder) – besser bekannt als Herbst-Winter-Depression. Eine Lichttherapie kann in den dunklen Monaten jedoch helfen, einer saisonal bedingten Depression vorzubeugen und die Symptome zu lindern. Wie wirkt Licht auf den Körper? Heute weiß man: Licht beeinflusst den circadialen Rhythmus - unsere innere Uhr. Dieser ist für wichtige Körperfunktionen verantwortlich: wann wir Hunger haben, welche Hormone produziert werden und auch wie wir uns fühlen. Dabei wird das Licht über die Netzhaut des Auges aufgenommen und in elektrische Impulse umgewandelt, die zu einer Gehirnstruktur gelangt – dem Nucleus suprachiasmaticus. Dieser leitet den Rhythmus von Licht bzw. Helligkeit und Dunkelheit – den sogenannten Schlaf-Wach-Rhythmus – zu bestimmten Teilen unseres Gehirns, die für unterschiedliche Funktionen unseres Körpers verantwortlich sind. Zu diesen Funktionen zählt u.a. auch die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, das bei Licht unterdrückt und bei Dunkelheit produziert wird. Dem Schlafhormon wird u.a. eine depressionsfördernde Wirkung zugeschrieben. Auch Blutdruck, Körpertemperatur, Hungergefühl, sexuelles Bedürfnis und unsere Stimmung wird vom täglichen Rhythmus aus Licht und Dunkelheit geregelt. Was ist eine saisonale Depression (SAD)? Manche Menschen reagieren auf Lichtveränderungen mehr und manche weniger. In unseren Breiten ist etwa jeder fünfte in den dunklen Herbst- und Wintermonaten (meist Jahr für Jahr) von einer saisonal abhängigen Depression betroffen. Darunter versteht man eine deutliche Verschlechterung des Wohlbefindens mit u.a. folgenden Symptomen: depressiver Verstimmung Antriebslosigkeit Vermehrter Appetit Tagesmüdigkeit Vernachlässigung sozialer Kontakte Erhöhtes Schlafbedürfnis Konzentrationsstörrungen +++ Mehr zum Thema: Winterdepression +++ Wie funktioniert die Lichttherapie? Die Lichttherapie wird vor allem zur Behandlung von saisonal abhängigen Depressionen eingesetzt. Dabei wird das fehlende Tageslicht in den Herbst- und Wintermonaten durch spezielle Lichttherapie-Lampen ersetzt. Abzugrenzen ist die Lichttherapie von der Phototherapie, die zur Behandlung von Hauterkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte) und anderen Ekzemen eingesetzt wird. Bei der Lichttherapie sitzt der Betroffene zu Hause entspannt vor dem Lichtapparat (auch Tageslichtlampe oder Lichtdusche genannt), der aus sechs bis acht Leuchtstoffröhren besteht. Diese Röhren senden ein helles weißes fluoreszierendes Licht, das - abgesehen vom ultravioletten Anteil - das gesamte Spektrum des Lichts enthält. Die Lichtintensität am Auge beträgt je nach verwendetem Gerät und Abstand von der Lampe zwischen 2.500 und 10.000 Lux. Dies entspricht etwa dem Licht an einem hellen, schönen Frühlingstag. Der antidepressive Effekt der Tageslichtlampe wird dabei wie bei natürlichem Licht auch über das Auge vermittelt. Die Netzhaut wandelt auch hier die Lichtsignale in Nervenimpulse um. Dadurch werden bestimmte Gehirnstrukturen beeinflusst, die für den Schlaf-Wach-Rhythmus und andere Tagesrhythmen des Menschen zuständig sind. Der Mechanismus ist noch nicht genau bekannt. Da Melatonin mit einer depressionsfördernden Wirkung in Zusammenhang gebracht wird, wird vermutet, dass die Lichttherapie unmittelbar nach dem Aufwachen am Morgen die Produktion des Schlafhormons stoppt und es dadurch zu einer positiven Stimmungsänderung kommt. Die Tagesperiode bzw. die helle Zeit des Tages wird also verlängert, was sich positiv auf das Befinden auswirkt. Eine andere Erklärung geht davon aus, dass durch die Lichttherapie die Konzentration der Botenstoffe im Gehirn ansteigt, also auch die Konzentration des Überträgerstoffes Serotonin, der eng mit der Entstehung der Depression zusammenhängt. Neuerdings stützen immer mehr Daten die Vermutung, dass die Behandlung mit Licht bei allen Formen der Depression ihre Wirksamkeit zeigt. Wie wird die Lichttherapie angewendet? Die Lichttherapie sollte am besten täglich je nach Gerätetyp für 30 bis 60 Minuten im Abstand von rund 60 bis 70 cm von der Lampe durchgeführt werden. Während der Anwendung kann man schreiben, essen, telefonieren oder einer anderen Tätigkeit nachgehen. Man sollte nur darauf achten, den korrekten Abstand einzuhalten und einmal pro Minute für wenige Sekunden direkt in die Lichtquelle zu schauen. Zu beachten ist, dass das Schließen der Augen oder das Tragen einer Sonnenbrille während der Behandlung nicht sinnvoll ist. Da so die Lichtsignale nicht über die Augen an das Gehirn geleitet werden können.
Die täglich empfohlene Dauer der Lichttherapie variiert von einer halben Stunde bis vier Stunden. Die Tageszeit ist Studien zufolge nicht entscheidend. Zu Beginn der Behandlung ist es empfehlenswert, sich zu festen Zeiten morgens und/oder abends vor das Gerät zu setzen. Da es jedoch abends in manchen Fällen zu Einschlafstörungen kommen kann, empfiehlt es sich die Lichttherapie am Beginn des Tages durchzuführen. Bei Patienten mit saisonal abhängiger Depression zeigt sich der antidepressive Effekt meist nach drei bis vier Tagen. Je nach Gerät beginnt man mit 2.500 Lux für zwei Stunden täglich oder mit 10.000 Lux für eine halbe Stunde. Zeigt diese Behandlung keine deutliche antidepressive Wirkung, sollte die tägliche Behandlungsdauer auf vier Stunden gesteigert werden. Patienten mit schweren depressiven Verstimmungen sollten zusätzlich zur Lichttherapie andere Therapiemaßnahmen in Erwägung ziehen. Wer überhaupt nicht auf die Lichttherapie anspricht, sollte mit Antidepressiva oder anderen Verfahren behandelt werden. Welche Nebenwirkungen können bei der Lichttherapie auftreten? Die Lichttherapie ist leicht anzuwenden, belastet wenig und verursacht keine ernsthaften Nebenwirkungen. Sehr selten, wenn überhaupt, klagen Anwender über Kopfschmerzen, brennende, gereizte Augen oder trockene Haut. Derartige Beschwerden gehen meist nach kurzer Zeit zurück. Ebenfalls sehr selten treten Gereiztheit und manische Verstimmungen auf (Euphorie, Antriebssteigerung, gesteigerter Redefluss). Wird die Lichttherapie abends durchgeführt, kann es daher unter Umständen zu Einschlafsstörungen kommen. Die Nebenwirkungen treten meistens nur in den ersten Tagen der Behandlung auf. In diesem Fall sollte man die tägliche Dauer und Intensität der Lichttherapie zunächst reduzieren und sie erst dann wieder steigern, wenn die Behandlung vertragen wird. Erhalten Betroffene neben der Lichttherapie trizyklische Antidepressiva oder Lithium, sollte ein Augenarzt den Verlauf der Behandlung kontrollieren, um etwaige Schäden der Netzhaut frühzeitig zu erkennen. Generell empfiehlt sich eine vorherige augenärztliche Untersuchung, denn bei bestimmten Augenerkrankungen ist Vorsicht geboten. Da die Wirkung der Lichttherapie nur sehr kurz anhält – etwa ein bis zwei Tage – ist es außerdem notwendig die Behandlung vorzugsweise täglich durchzuführen, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Welche ergänzenden Maßnahmen oder Alternativen können zur Lichttherapie eingesetzt werden? Da natürliches Licht – auch bei bedecktem Himmel – mindestens genau so wirksam ist wie das künstliche Licht einer Tageslichtlampe, sollte man sich so viel wie möglich im Freien aufhalten (z.B. Radfahren, Langlaufen, Spazierengehen, etc.) – am besten in den Morgenstunden. Auch eine durchstrukturierte Tagesplanung kann helfen, die graue Eintönigkeit in den dunklen Jahresmonaten zu bekämpfen. Manche depressive Menschen sprechen auf die Behandlung mit Licht wenig oder überhaupt nicht an und sollten daher mit einer anderen antidepressiven Behandlungsform therapiert werden. Dazu zählt u.a. die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva. Auch eine Psychotherapie kann bei der Behandlung einer saisonal abhängigen Depression wirksam sein. +++ Mehr zum Thema: Psychotherapie bei Depression +++ An wen wende ich mich bei ersten Anzeichen einer saisonal abhängigen Depression? Betroffene sollten zunächst ihre Anliegen und Beschwerden mit ihrem Hausarzt abklären. Dieser kann bei Bedarf eine Überweisung an einen Facharzt für Psychiatrie ausstellen. Der behandelnde Psychiater entscheidet dann über den weiteren Behandlungsverlauf. Am AKH in Wien gibt es außerdem eine eigene Ambulanz zur Behandlung von Herbst-Winterdepressionen. Bei Verordnung einer Lichttherapie können dort auch Lichtlampen getestet werden.
Einer der zentralen Botenstoffe (Neurotransmitter) zwischen den Nervenzellen im menschlichen Gehirn ist Dopamin. Durch Ausschüttung von Dopamin können nachgeschaltete Nervenzellen über bestimmte selektive Andockstellen (Rezeptoren) Signale aufnehmen, die im Falle von Dopamin das Gefühl von Motivation, Freude, Merkfähigkeit sowie das Lernen, die Gedächtnisleistung und zielgerichtete Bewegungen (Feinmotorik) ermöglichen.
Ein Zuviel an Dopamin resultiert in einer übersteigerten, manischen Freude bis hin zu Schizophrenie und Realitätsverlust. Um diese übersteigerte Dopamin-Wirkung in den Griff zu bekommen, werden antipsychotisch-wirksame Arzneistoffe wie Quetiapin eingesetzt. Quetiapin bindet im Gehirn an Dopamin-Rezeptoren ohne diese zu aktivieren, er blockiert sie also schlichtweg für das eigentlich in hoher Konzentration vorhandene Dopamin. Dadurch wird die Dopamin-Wirkung auf normale Werte herunter reguliert, wodurch der Patient wieder in die Realität zurückgeholt werden kann.
Lithium ist ein in der Natur vorkommendes Alkalimetall, das in der Medizin in Lithiumsalzen Verwendung findet. Schon in der Antike wurde Wasser aus lithiumhaltigen Heilquellen zur Therapie von Depressionen getrunken, geriet dann aber in Vergessenheit. Im 19. Jahrhundert wurden Lithiumsalze wieder in die medizinische Therapie eingeführt.
Lithiumsalze sind Stimmungsstabilisatoren und werden zur langfristigen Verhütung von Depressionen und zur Wirkungsverstärkung von modernen Antidepressiva eingesetzt. Es gibt vielversprechende Hinweise, dass es auch suizid-vorbeugend wirkt. Es wird vor allem bei bipolaren Depressionen eingesetzt. Wirkungsweise
Wie Lithiumsalze genau wirken, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Offensichtlich wird durch das Salz die Erregbarkeit verschiedener Organe und Gewebe – so auch im zentralen Nervensystem – erhöht. Wahrscheinlich verändert Lithium die Konzentration von Kalzium in den Nervenzellen und damit ihre Leitfähigkeit. Nebenwirkungen
Leichtes Zittern, vermehrter Durst, stärkerer Harndrang, Durchfall, Übelkeit und Müdigkeit können zu Beginn der Therapie auftreten. Nach langdauernder Einnahme kann das Zittern stärker werden und bei etwa 20 Prozent der Patienten kommt es zu einer Gewichtszunahme. Gelegentlich kann es zu einer Schilddrüsenvergrößerung, zu Wassereinlagerungen oder zu einer verringerten Nierenleistung kommen.
Gegenanzeigen können schwere Nieren-, Herz- oder Kreislauferkrankungen, Störungen des Mineralhaushaltes oder Krampfleiden darstellen. Wichtig ist auch, dass bei Patientinnen im gebärfähigen Alter eine zuverlässige Verhütung durchgeführt wird.
Ich bin männlich, Jahrgang 1985, verheiratet, eine Tochter und berufstätig.
Im Sommer 2016 erkrankte ich an einer Depression. Bis ich die endgültige Diagnose hatte, verging, trotz frühzeitiger Behandlung, viel Zeit. Aber nun alles von Anfang an:
Erste Symptome und eine erste Diagnose
Alles fing damit an, dass bei mir im April/Mai 2016 Schlafstörungen auftraten. Anfangs waren die noch leicht. Dazu kamen dann nach einiger Zeit noch Panikattacken. Während eines zwei-wöchigen Urlaubs konnte ich mich nicht erfreuen, geschweige denn erholen. Im Gegenteil: Nach dem Urlaub wurden die Schlafstörungen und Panikattacken so stark, dass ich höchstens auf eine Stunde Schlaf pro Nacht kam.
Ich wusste nicht, was mit mir los war. Mein Glück war bzw. ist, dass ich einen sehr guten Hausarzt habe. Dort fiel zum ersten Mal das Wort Depression. Ich weiß noch genau, dass ich in diesem Moment zum ersten Mal das Gefühl hatte, nicht mehr zu wissen, wie mein Leben weitergehen sollte. Ich hatte das Gefühl, alles zu verlieren. Von einem geregelten Alltag war nicht mehr die Rede. Rationales Denken war nicht mehr möglich. Ich war nicht mehr ich selbst. So stelle ich mir unter anderem auch eine Demenzkrankheit vor. Ich konnte mir nichts mehr merken und war mit kleinsten Aufgaben überfordert.
Das Ausfüllen eines Formulars wurde zu einer unüberwindbaren Aufgabe. Ich konnte nicht mehr alleine bleiben. Selbst auf meine Tochter aufpassen - dazu war ich nicht mehr fähig. Besonders schlimm war, dass ich für meine Frau und mein Kind keine Gefühle entwickeln konnte. An Gesprächen konnte ich nicht mehr teilnehmen, da ich in meinen Gedanken gefangen war. Mehr noch: Es fühlte sich an, als ob ich in meinem eigenen Körper gefangen gewesen wäre.
Was ich inzwischen weiß ist, dass das bei einer Depression normal ist, da das Gehirn erkrankt ist und es keine positiven Gefühle entwickeln kann und auch nicht normal denkt bzw. arbeitet. Das war mir zum damaligen Zeitpunkt aber noch nicht bewusst. Ich wollte mich immer nur verkriechen und meine Ruhe.
Eine erste ambulante Behandlung und falsche Medikamenteneinstellung
Mein Hausarzt überwies mich zu einem Psychiater. Hier machte ich die Erfahrung, wie wichtig eine behutsame Einstellung der Medikamente und engmaschige Behandlung eines Facharztes ist. Leider tat dies meine behandelnde Psychiaterin nicht, und ich musste auch erfahren, dass Psychopharmaka Fluch und Segen zugleich sein können. Bei mir war es zuerst der Fluch. Wie sich später herausstellte, verschrieb mir die Psychiaterin eine gefährliche Medikamentenkombination und sagte mir, dass ich in zwei bzw. später in vier Wochen noch einmal zur Kontrolle kommen sollte. Inzwischen weiß ich, dass gerade am Anfang so einer Krankheit eine ärztliche Kontrolle alle paar Tage erfolgen sollte, um eine genaue Medikamenteneinstellung zu erzielen. In dieser Zeit entwickelten sich schlimme Gedanken bzw. ich hatte diese nicht mehr unter Kontrolle. Ich entwickelte Gedanken und Ängste mir etwas anzutun. Diese Gedanken wurden unerträglich.
Klinikaufenthalt
Ich habe mich gemeinsam mit meiner Frau dazu entschieden, mich in eine Klinik einzuweisen. Das war die beste Entscheidung. Dort wurden die bis dahin verordneten Medikamente abgesetzt und eine neue, behutsame Medikamenteneinstellung begonnen. Die Depression und die damit verbundenen Suizidgedanken blieben zunächst. Ich fühlte mich total schlecht. Ich hatte das Gefühl, dass ich nie wieder aus dieser Krankheit und dem negativen Zustand herauskomme. Ich wollte absolut nicht in dieser Klinik sein. Aber zuhause ging es auch nicht, weil mir die Sicherheit fehlte, die die Klinik mir gegeben hat. Ich hatte das Gefühl, nicht in der Wirklichkeit zu leben. Das ganze Umfeld, sogar das Gewohnte kam mir fremd vor. Die erste Medikamenteneinstellung in der Klinik gab leider auch nicht die gewünschte Besserung, sodass ich erneut umgestellt wurde. Bis die richtigen Medikamente gefunden werden, kann einige Zeit vergehen. Bis die Wirkung einsetzt, können einige Tage bis Wochen vergehen. Vom ersten Tag meiner Krankheit habe ich auf den Tag gewartet, an dem es mir endlich besser geht.
Man hofft, morgens aufzuwachen und sich besser zu fühlen. Ich wurde über Wochen jeden Tag auf ein Neues enttäuscht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob ich überhaupt merke, wenn es mir besser geht. Die Besserung trat nach ca. zwei Monaten Klinikaufenthalt ein. Die Antriebslosigkeit hörte auf, meine negativen Gedanken wurden weniger. Als ich schließlich nach insgesamt zweieinhalb Monaten entlassen wurde, dachte ich, dass ich wieder komplett gesund sei. Die depressiven Momente waren aber immer noch da und ich merkte, dass es irgendwie nichts wie früher ist. Mir wurde von den Ärzten gesagt, dass das bei dreiviertel der entlassenen Patienten so wäre. Der Rest der Genesung würde aber noch eintreten. Dies war bei mir dann nach ca. einem weiteren Monat nach Entlassung der Fall.
Gefühlswelt
Neben den negativen Gedanken nichts mehr wert zu sein, den Schuldgefühlen sowie den dauerhaften Grübelgedanken waren die Schlafstörungen besonders schlimm. Über mehr als vier Monate war das Schlafengehen eine Qual.
Wenn ich nach eineinhalb bis zwei Stunden eingeschlafen war, bin ich nach vier bis fünf Stunden wieder aufgewacht. Sogar mit Schlaftabletten. Ohne die kam ich meist gar nicht zum Schlafen. Wenn ich dann wieder wach war, konnte ich nicht mehr schlafen, hatte aber auch keine Kraft aufzustehen. Eine Aussage, die ich sehr oft von Ärzten und Familienangehörigen gehört habe, war: „Hab Geduld, das Ganze braucht Zeit, du wirst wieder gesund.“ Ich selber hatte das Gefühl, dass mir auf irgendeine Weise die Zeit wegläuft und den Glauben, dass ich wieder gesund werde, hatte ich sowieso verloren.
Die Zeit nach meiner Depression:
Die Depression kam schleichend und ging schleichend. Ich bin nun wieder in der Lage, mein normales Leben zu führen. Mir hat am Ende die richtige Medikamenteneinstellung geholfen. So konnte ich doch noch erfahren, dass Psychopharmaka auch ein Segen sein können. Ich hoffe, die Medikamente irgendwann wieder absetzen zu können. Die parallel laufende Therapie war in meinem Fall zweitrangig. Genauso hat mir der Rückhalt, den ich von meiner Frau und meiner Familie erfahren habe, geholfen. Auch wenn die meistens mit meiner Krankheit überfordert waren. Mein Arbeitgeber zeigte von Anfang an Verständnis und hat mich während der gesamten Zeit in Ruhe gelassen. Mein Hausarzt war bzw. ist auch ein wichtiger Baustein. Er hat meine Depression nicht nur frühzeitig erkannt, sondern hat mich während der Krankheit - und auch bei der jetzigen Nachbehandlung - immer fürsorglich betreut. Ein vertrauensvolles Ärzte-Patienten-Verhältnis habe ich bei dieser Art von Krankheit als besonders wichtig empfunden.
Was ich aber über die ganze Zeit als positiv erfahren habe, war die Resonanz mit meinem offenen Umgang. Sowohl in der akuten Phase als auch danach. Auch andere Betroffene, sogar aus meinem direkten Umfeld, von denen ich es nicht wusste, haben sich mir anvertraut. Dies hat mir sehr den Druck genommen und ich habe mich mit meiner Krankheit nicht versteckt, sondern konnte offen damit umgehen.